Tagelanger Starkregen in Ostösterreich. Immer mehr Pegel treten über die Ufer. Fast ganz Niederösterreich wird zum Katastrophengebiet ernannt. Teils nächtliche Evakuierungen der Bevölkerung. Unzählige Straßensperren. Ein Jahrhunderthochwasser.
Mehr als nur Aufräumen: Unser Beitrag zur Normalität nach der Katastrophe
Diese und mehr Nachrichten erreichten uns Mitte September 2024. Als Team vom Verein GEA bilden wir uns dafür aus, in Fällen wie diesen unterstützen zu können – praktisch, wie auch menschlich. Wo anfangen? Für hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger gibt es zwar eine Vielzahl an Anlaufstellen – Feuerwehr, Social Media Gruppen, Gemeinden etc., aber es ist dennoch in so einer Situation eine Herausforderung herauszufinden, wo konkret was benötigt wird. Über persönliche Kontakte kamen wir schließlich auf einen der am schwersten betroffenen Gemeinden in Niederösterreich. 13 Mitglieder der Vereine GEA und Neue Akropolis trafen sich am 21. September in Sieghartskirchen um ein Wochenende lang der lokalen Bevölkerung zu helfen. Unser Ziel: Bei den Aufräumarbeiten mitzuhelfen. Den Menschen zu zeigen, dass sie in der Situation nicht alleine sind. Vielleicht ein wenig dabei zu helfen, in Richtung einer Normalität zurückzukehren.
Die Spuren des Wassers: Eine Landschaft im Schockzustand
Auch wenn der Wasserpegel sich bereits wieder normalisiert hatten, konnte man das Ausmaß der Katastrophe noch erahnen. Sperrmüllberge lagen meterhoch neben der Straße, einzelne Möbelstücke in den Feldern, überall Spuren von Schlamm. Den Wasserpegel konnte man noch an den durchnässten Wänden ablesen.
Nach der Flut: Wenn Resilienz auf nackte Realität trifft
Im Lauf der zwei Tage, wo wir vor Ort waren, konnten wir rund 10 Haushalte unterstützen. Wir rissen kaputte Böden und Rigips-Wände heraus, trugen Schachtelweise kaputter Ordner und Bücher hinaus und säuberten Teppiche, Einfahrten etc. mit Kärchern. Dabei erzählten mache Betroffene von den schweren Momenten, wo sie ihr Haus blitzartig mitten in der Nacht bei schwersten Regenfällen auf der Schaufel riesiger Bagger verlassen mussten. Vom Verlust großer Teile der Besitztümer in den Häusern oder von Autos in den Tiefgaragen, zum Teil Lebensgrundlage – wie etwa für einen lokalen, mobilen Handwerker. Und dennoch, was wir am öftesten hören ist der Satz: „Bei uns ist es nicht so schlimm, andere im Ort hat es noch ärger erwischt“. Trotz der Fassungslosigkeit und den Schock über das Ausmaß der Katastrophe, ist auch viel Optimismus und ein Zusammenhalt spürbar. Freunde, Familie, Bekannte helfen zusammen. Die Menschen packen an, teilweise auch Freiwillige – ohne persönlichen Bezug. Dass es in solchen Situationen auch zu Plünderungen kam, wie eine Betroffene erzählt, zeigt, dass solche Katastrophen das Beste und das Schlimmste im Menschen hervorkehren können.
Mehr als nur Hilfe: Die unerwarteten Erkenntnisse nach zwei Tagen im Einsatz
Nach zwei Tagen machen wir uns auf den Heimweg – erschöpft, aber glücklich. Was bleibt? Viele schöne Begegnungen. Die Erinnerung daran, wie relativ unser Hab und Gut ist. Die Erkenntnis, dass zu helfen nicht bedeutet, das zu geben, was wir selbst denken was notwendig ist, sondern das zu geben, was die Menschen gerade wirklich benötigen! Und v.a.: was alles möglich ist, wenn wir als Menschen Verantwortung übernehmen und als Gemeinschaft zusammenarbeiten. Um das Beste in uns hervorzukehren, müssen wir nicht auf das nächste Hochwasser warten…


